«Rede zur Eröffnung der Ausstellung Musikmaschinen/Maschinenmusik»
Am 18. Oktober 2016 wurde die Ausstellung Musikmaschinen/Maschinenmusik im Museum Tinguely eröffnet. Inmitten von Apparaturen überbrachte ich das Grusswort des Regierungsrates. Ich sprach neben des Erfolgs des Museums, das sein 20 Jahr Jubiläum feiern kann und zu einem der beliebtesten der Schweiz gehört, den Inhalt der Ausstellung an:
(Auszug aus meiner Rede)
"Basel ist auch eine Stadt der Musik. Heute kommen bildende Kunst und Musik in den Musikmaschinen und der Maschinenmusik von Jean Tinguely auf beispielhafte und doch sehr eigensinnige Art und Weise zusammen. Es geht um Töne, um Harmonie, Disharmonie und Metaharmonie -- und es geht um Täuschung, Irritation und Fatamorgana.
Es ist ein Spiel mit all unseren Sinnen, das uns verblüfft, irritiert und freut. Es scheint mir folgerichtig, dass Sie im Jubiläumsjahr den Schwerpunkt Musik und Maschine, Maschinenmusik gewählt haben – eine schöne Hommage an den Künstler, der wie kaum ein zweiter die Kunst hörbar gemacht hat.
Musik oder Lärm. Wir stehen vor den Meta-Harmonien und sperren Ohr und Auge auf. Es scheppert und brummt, quietscht, klappert, klingelt, säuselt, tost, alles erzeugt von einem unübersichtlichen Klanggebilde, einem Räderwerk, chaotisch -- dirigiert vom grossen Meister, dem Zufall.
Fein austarierter, kontrollierter Zufall natürlich.
Die Disharmonie fordert uns heraus, weckt das Spielerische in uns: Das Ohr ist schneller als das Auge, wir hören einen Knall, sehen vielleicht noch das Echo einer Bewegung, und immer bleibt unser Blick an einem ungewöhnlichen Detail hängen, einem Gartenzwerg, einer Kuhglocke, einer Basler Trommel -- poetisch, ironisch, theatralisch, ein Heidenlärm, ein infernalisches Orchester.
Wessen Zwischenruf hört man da? War das der Gartenzwerg oder der Pferdeschädel?
Hat der ein eigenes Motörchen oder hängt er lediglich an einem Transmissionsriemen?
Wer dreht eigentlich am Rad?
Wem gelingt der Gong zur rechten Zeit?
Wo muss man wann hinhören, um die Zwischentöne zu erwischen?
Was ist Zufall, was Inszenierung?"
Vielen Dank an Daniel Spehr für das gelungene Foto.
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