«Wochendiagnose: Maskenball»
Bei der letzten Einreise im französischen Sektor des Euroairports fiel mir das grosse Plakat auf: «La République se vit le visage découvert». In Frankreichs öffentlichen Zonen herrscht seit 10 Jahren ein Verhüllungsverbot. Ein derartiges gilt in der Schweiz zwar nicht. Auch in unserer politischen Kultur ist jedoch fest verankert, dass wir unser Gesicht zeigen.
Es ist deshalb nicht erstaunlich, dass wir uns beim Thema Maske lange sehr schwer taten. Zu tief sitzt das Misstrauen gegenüber der Verhüllung. Seit dieser Woche ist das schon wesentlich anders. Das Maskenobligatorium im ÖV funktioniert gut, Masken prägen mehr und mehr das Strassenbild, und die Einsicht wächst, dass sie einen wesentlichen Beitrag zur längerfristigen Bewältigung der Coronakrise leisten können.
Sicher, Masken alleine werden es nicht richten. Aber sie ermöglichen doch, zahlreiche uns liebgewordene Aktivitäten trotz Epidemie nicht aufgeben zu müssen – zur Not gehen wir halt mit Maske auf die Tanzfläche. Wie lange die Maskenperiode dauern wird, welche Spuren sie in unserer politischen Kultur hinterlassen wird, wie die Wissenschaft im Nachhinein den Nutzen des Maskentragens beurteilen wird – on verra. Für den Moment scheint es mir jedenfalls der naheliegende Weg zu sein.
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