18. Juni 2021

«Wochendiagnose: Wir sind keine Herde»

Die Impfkampagne läuft auf Hochtouren. Es zählt jeder individuelle Entscheid. Theorien und Diskussionen um «Herdenimmunität» sind nicht zielführend.

Mehr als die Hälfte der impfberechtigten Baslerinnen und Basler sind einmal oder bereits zweimal gegen COVID-19 geimpft. Zählt man die Registrierten dazu, dann haben sich bereits mehr als zwei Drittel der Berechtigten für die Impfung entschieden. Unser Ziel ist es, diesen Anteil weiter zu steigern und allen Einwohnerinnen und Einwohner die kostenlose Impfung anzubieten.

Nun wird intensiv diskutiert und gerechnet, ab welcher Impfquote «Herdenimmunität» erreicht sei. Dem liegen zwei Missverständnisse zugrunde. Erstens sind wir keine Herde, d.h. keine nach aussen abgeschlossene Gruppe, sondern haben Siedlungskontinuität und globale Mobilität. Zweitens und vor allem sind wir keine Rinder, sondern selbstbestimmte Individuen, die ihren eigenen Impfentscheid treffen.

Was zählt ist, dass möglichst wenige Personen noch das Risiko ernsthafter Erkrankung haben, dass die Pandemie das Gesundheitswesen nicht in einem gefährlichen Umfang belastet und dass wir unser gesellschaftliches und wirtschaftliches Leben bald wieder normalisieren können.

Diese Ziele stehen am Beginn der modernen epidemiologischen Statistik, die uns heute täglich begleitet. Pionier war der Basler Mathematiker und Physiker Daniel Bernoulli (Bild). Im Auftrag des französischen Königs berechnete er den Nutzen einer Impfung gegen Pocken im Jahr 1760, über 30 Jahre vor der ersten Pocken-Impfung im modernen Sinn. Die Pocken wurden 200 Jahre später ausgerottet.

Bei COVID-19 geht es derzeit nicht um die Ausrottung, sondern um die Überwindung der Krise. Dieser Weg führt über die Impfung. Bernoulli hat es als Erster bewiesen («Essai d’une nouvelle analyse de la mortalité causée par la petite vérole et des avantages de l’inoculation pour la prévenir»).

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