«Wochendiagnose: Über- und Unterversorgung»
Im Gesundheitswesen sind Mangelsorgen ebenso präsent wie Kritik am vermuteten Überangebot. Das ist kein Widerspruch.
Monatelang waren die Zeitungen voll von Berichten über Spitäler an der Kapazitätsgrenze. In der Tat hat uns die Pandemie im Gesundheitswesen stark gefordert – und tut es immer noch. Hinzu kommt nun zusätzlicher Behandlungsbedarf aufgrund der Ukraine-Krise. Da ist es verständlich, dass die früher dominanteren Sorgen um die negativen Folgen eines Überangebots an medizinisch nicht zwingend benötigten Leistungen etwas in den Hintergrund geraten sind.
Es gibt da aber einen offensichtlichen Zusammenhang. In den letzten Jahrzehnten hat sich das medizinische Angebot im chirurgischen Bereich sehr stark entwickelt. In der klassischen inneren Medizin, der Hausarztmedizin, der Psychiatrie oder Geriatrie sehen wir kein vergleichbares Wachstum. Folge: Wir haben deutliche Anzeichen auf Überangebot in Fächern wie Orthopädie, HNO oder Urologie, dafür Wartelisten in der Kinderpsychiatrie. Dies haben gerade die Erhebungen der beiden Basler Kantone im Bereich der ambulanten Versorgung wieder bestätigt.
Das Angebot in den Praxen und Ambulatorien braucht deshalb eine gewisse Steuerung. Eine solche ist bei den stationären Spital- und Pflegeleistungen längst eine Selbstverständlichkeit – unter anderem deshalb, weil das Schweizer Gesundheitswesen aufgrund des KVG-Obligatoriums nicht nach reiner Marktlogik funktionieren kann. Basel-Stadt und Basel-Landschaft stellen sich dieser Herausforderung mit einer gemeinsamen Planung. Nach den Spitallisten im letzten Jahr haben wir diese Woche in beiden Regierungen eine gemeinsame Zulassungssteuerung verabschiedet. Nun folgt der Praxistest in der Umsetzung, dem wir uns partnerschaftlich und mit Augenmass stellen werden.
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