«Wochendiagnose: Wallstreet Gender»
Frauenstreik und BVG-Revision: Die Geschlechter-Thematik beschäftigt Politik und Gesellschaft - Seitenblick auf einen kleinen Alltagsaspekt
Die Unterteilung von uns Menschen in Frauen und Männer schien über Jahrhunderte unhinterfragte Basis des Zusammenlebens. Es wäre verfrüht zu sagen, dass dieses Fundament unserer Zivilisation nun ins Wanken käme – zumindest jedoch wird hörbar daran gebohrt, wenn in den Medienberichten über den Frauenstreik Themen der Trans- und Intersexualität im Vordergrund stehen.
Eine Relativierung des binären Prinzips hätte natürlich sehr weitreichende Folgen für uns alle. Es ist richtig, dass diese Fragen derzeit intensiv thematisiert werden, an der Kunstmesse ART Basel ebenso wie in den eidgenössischen Räten.
Normalsterblichen binären Personen mit Sinn für Etikette begegnet das Mega-Thema schon vereinzelt im Mini-Format des Alltags: Wie vermeidet man Peinlichkeiten bei der Begrüssung oder Anrede von Personen mit uneindeutigem Geschlecht? Eine allgemein brauchbare Alternative zu «Herr» oder «Frau» kennt die deutsche Sprache meines Wissens nicht - abgesehen mal von «Hallo» oder «Guete Daag», was auch nicht immer passend ist. Die vermeintlich naheliegende Lösung, einfach zu fragen, ist im Einzelfall riskant, weil möglicherweise sehr ungalant.
Die früheren Business-Counterparts aus Asien haben es uns da noch leichtgemacht. Sie wussten um unsere Ignoranz und Verlegenheit und ergänzten ihren E-Mail-Absender mit «Ms» oder «Mr» - oder verwendeten ihren für die Geschäftswelt gewählten «Wallstreet Name», der meist betont amerikanisch und jedenfalls eindeutig klang. Vielleicht liegt in mehr Selbstdeklaration höhere Weisheit.
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