26. März 2023

«Wochendiagnose: Steuervögte»

Ende März ist Frist für die Steuererklärung. Hochsaison für ein kompliziertes System ohne bessere Alternative.

Wenn sich gegen Ende März die Frist für die Steuererklärung nähert, rücken fiskalpolitische Fragen und Vorschläge in den Vordergrund. Auch nach dem denkwürdigen Entscheid der Stimmberechtigten für das jüngste BS-Steuerpaket mangelt es nicht an Dauerbrennern, von Klagen über hohe Steuern oder den angeblich ungerechten Steuerwettbewerb bis hin zum Vorschlag des Direktabzugs der Steuern vom Monatslohn.

Ja, unser Steuersystem ist kompliziert – so wie unser Land und Staat. Es herrscht Steuerwettbewerb zwischen Kantonen und Gemeinden, und das meiste ist fast überall etwas anders. Selber erfahre ich das jährlich nur zu gut. Nicht weniger als sechs Körperschaften schicken meiner Frau und mir einen Steuer-Einzahlungsschein: der Kanton Basel-Stadt (Wohnsitzkanton mit primärer Steuerpflicht), der Kanton Basel-Landschaft sowie die Einwohnergemeinde Lausen (sekundäre Steuerpflicht aufgrund selbstständiger Erwerbstätigkeit Ehefrau), dazu die beiden römisch-katholischen Kantonalkirchen plus natürlich der Bund, das Gemeinwesen mit der steilsten Progression.

Die Forderung nach Vereinfachungen ist politisch verlockend, aber meines Erachtens letztlich trügerisch: Ohne Steuerwettbewerb hätten wir ziemlich sicher flächendeckend höhere Steuern. Ein Direktabzug vom Lohn wiederum wäre zwar für uns Steuerpflichtige schnell erledigt, würde aber kaum allen Wendungen des Lebens gerecht. So zeigen Erfahrungen aus Deutschland, dass den Steuerpflichtigen nicht selten zu viel vom Lohn abgezogen wird, was sie dann im Nachhinein wieder zurückfordern müssen. Im Übrigen braucht es meiner Meinung nach nicht noch den Arbeitgeber als siebten Steuervogt. Meine sechs reichen mir gut und gerne.

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