25. September 2023

«Wochendiagnose: Prämienherbst»

Es geht auf den Höhepunkt des Prämienherbstes zu. Eigentlich läuft der seit dem Frühling, denn bereits um Ostern herum wurden die ersten Zahlen und Warnungen zum erwarteten Kostenwachstum im Gesundheitswesen in die Öffentlichkeit gesetzt. Angesichts der schweren Belastung der Prämien für viele Haushalte und der dramatischen Ankündigungen in der Politik sind Besorgnis und Verunsicherung verständlich.

Die Prämien 2024 werden vermutlich diese Woche kommuniziert und kommentiert. Als kantonaler Gesundheitsdirektor habe ich die provisorischen Anträge der Versicherer für Basel-Stadt und die Kommentare unserer Fachleute dazu gesehen. Die Prognosen und Anträge sind sehr unterschiedlich, was sich durch die jeweilige Marktpositionierung und Kapitalsituation der Versicherer zum Teil rechtfertigen lässt. Es verbleiben allerdings sehr weitreichende Einschätzungsdifferenzen, die teilweise nur schwer nachvollziehbar sind.

Vielleicht hilft zur allgemeinen Versachlichung der Blick auf die realen Zahlen der letzten Jahre: Die Bruttoleistungen der Obligatorischen Krankenversicherung pro Versicherten in Basel-Stadt sind in den vergangenen fünf Jahren (2018-2022) im Jahresdurchschnitt um 1,7% gestiegen. Im 10-Jahresvergleich ergeben sich ähnliche Werte. In einzelnen Jahren und in einzelnen Sektoren kann es jeweils mehr oder weniger gewesen sein, gefühlt war es meistens mehr, angekündigt wurde immer mehr - aber statistisch erhärtet sind die 1,7% im Jahresdurchschnitt, und zwar nominal, nicht teuerungsbereinigt.

Ja, hohe Gesundheitskosten sind eine Belastung, und ja, die Politik steht deshalb vor sehr grossen Herausforderungen. Aber nein, eine Kosten-Explosion ist das nicht. Panik wäre also fehl am Platz – und ohnehin ungesund.

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