«Wochendiagnose: Das Kind im Bade»
Die Krankenkassenprämien waren erneut das Thema der Woche. Verständlicherweise ist der Ärger angesichts der angekündigten Aufschläge gross. Logisch, dass nun auch grundsätzlichere Diskussionen geführt werden. Bei den zahlreichen Hauruck-Forderungen, die jetzt in den Raum gestellt werden, ist mir verschiedentlich die altertümliche Redewendung in den Sinn gekommen, wonach man das Kind nicht mit dem Bade ausschütten solle.
Reformüberlegungen sollten von den Stärken des Systems ausgehen. Das Krankenversicherungsgesetz KVG gewährt allen einen niederschwelligen Zugang zu qualitativ hochstehender Medizin. Es muss unser Anspruch sein, dies auch in Zukunft zu garantieren. Gedankenspiele, die Menschen mit ihren Behandlungsbedürfnissen alleine lassen würden, sind deshalb gefährlich.
Ebenfalls richtig ist, dass Kostenentwicklungen für die einzelnen Versicherten spürbar sind. Es ist nicht egal, was und wieviel wir konsumieren. Irgendjemand zahlt immer, gratis gibt es nicht. Reformüberlegungen, die nur die Prämienbelastung verwedeln, ändern somit nichts an der eigentlichen Herausforderung: Wir werden älter und haben durch den medizinischen Fortschritt immer bessere Behandlungsmöglichkeiten, was zu höheren Kosten führt.
Nachhaltige Kostendämpfung erreichen wir nur, wenn wir die Eigenverantwortung und die Konsumdisziplin stärken können. Hier könnte das Gesetz klarere Anreize setzen, indem etwa alternative Versicherungsmodelle verbindlicher ausgestaltet und mit mehrjährigen Prämienrabatten verbunden würden.
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