«Wochendiagnose: Castellio»
In den vergangenen Jahren ist mir der Mittagsspaziergang in der Dalbe lieb geworden. Das Castellio-Weglein liegt auf meiner Standardroute. Es hat mich diese Woche sehr nachdenklich gestimmt, die steilen Stufen von der St. Alban-Vorstadt zur Kirche hinunter zu steigen.
Der Humanist Sebastian Castellio suchte 1545 in Basel Zuflucht im Konflikt mit seinem früheren Mentor Johannes Calvin. Er wehrte sich gegen die totalitären Tendenzen in Genf und setzte sich für Religionsfreiheit ein. Mit seinen Schriften wurde er zu einem der Wegbereiter des Toleranzgedankens. Noch heute ruft uns die Castellio-Gedenktafel seine wichtigste Überzeugung in Erinnerung: «Einen Menschen töten heisst nicht, eine Lehre verteidigen, sondern: einen Menschen töten».
Der Satz ist beängstigend aktuell angesichts von Krieg und Gewalt. Er möge uns alle ermutigen, stets für Religionsfreiheit, Menschenrechte und Toleranz zu kämpfen.
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