«Wochendiagnose: 1755»
Die Sommerferien bieten Gelegenheit, etwas Distanz zu gewinnen und uns freier zu bewegen in Raum, Zeit und Ideen.
Besonders beeindruckt hat mich diesen Sommer das grosse Erdbeben von 1755 in Lissabon. Es ist in der Stadt noch sehr präsent und kann in einem eigens dafür errichteten Museum («Quake») nach-erfahren werden. Die Ausstellung ruft auch die bleibende Relevanz der Ereignisse vom Allerheiligentag 1755 in Erinnerung.
Das Erdbeben war derart stark (man schätzt eine Magnitude von 8,5 bis 9) und folgenreich, dass es damals weltweite Aufmerksamkeit erfuhr und wichtige Entwicklungen in Gang setzte, welche die Zivilisation bis heute beeinflussen. So gelten die vom damaligen Premierminister Carvalho e Melo, dem späteren Marquês de Pombal ergriffenen Massnahmen (beschreiben in den «Providências») als frühes Zeugnis für modernes Krisenmanagement.
Die Katastrophe beflügelte die Aufklärung. Voltaire erhob die Faust in einem philosophischen Gedicht; später wandte er sich im Roman «Candide» gegen die Idee, dass wir in der besten der möglichen Welten lebten.
Wir in Basel teilen die historische Erdbeben-Erinnerung. Sie wird im neuen Naturhistorischen Museum ebenfalls erfahrbar werden – mit all den Folgefragen, die uns mit dem Erdbebenrisiko auch in Zukunft begleiten werden.
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