«Wochendiagnose: Upcycling Music»
Diesen Freitag ist wieder Museumsnacht. Mein Kultur-Highlight der Woche war gestern: die Eröffnung von «Upcycling Music» im HMB-Musikmuseum.
Mit vielen Dingen assoziieren wir einen bestimmten Klang. Zum Beispiel mit Tasten. Die hören wir zwar nicht mehr so oft klappern wie früher bei der Hermes Baby oder der Olivetti Schreibmaschine, und selbst das sanfte Knistern moderner Tastaturen wird seltener im Zeitalter der Mäuse und der Touchscreens. Aber immerhin, wir haben noch unsere Audiogramme zu den Tasten. Im Musikmuseum können wir diese herausfordern und kontrastieren – wir erleben einen ganz neuen Klang der uns aus dem Alltag nur allzu vertrauten Computertasten.
Anders als zu Tasten haben wir zu medizinischen Sauerstoff-Flaschen vermutlich keine spontanen Klangassoziationen. Jedenfalls geht es mir so. In den schweren Momenten der Covid-Pandemie, als Beatmungseinrichtungen zur Chiffre der Krise und unserer Versorgungsängste wurden, habe ich in ihnen eine furchteinflössende Stille gehört. In der Ausstellung begegnen uns die Flaschen wieder als edle und kunstvoll inszenierte Klangkörper – eine Verwandlung, die etwas Magisches und auch etwas Pietätsvolles an sich hat.
So lassen sich zahlreiche weitere überraschende Beispiele entdecken, wie entsorgte Gegenstände ausserhalb ihrer bestimmungsgemässen Verwendung klingen können – und dadurch auch einen neuen Sinn erlangen. Vielleicht sogar ein höheres Karma. Für alte Badeschlappen beispielsweise ist es doch eine Ehre, nun musikalisch zum Einsatz kommen zu dürfen.
Bei «Upcycling» klingt insofern natürlich auch eine Botschaft der Nachhaltigkeit mit – auf eine spielerische und ästhetische Art und Weise, die zum Nachdenken ebenso anregt wie zum Musikmachen.
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