«Wochendiagnose: Militär»
Im Anschluss an die Regierungssitzung stand diese Woche der Austausch mit dem Chef der Armee und weiteren Spitzenmilitärs auf dem Programm. Angesichts der internationalen Lage gewinnt das Militärische wieder an Bedeutung. Das ist bedauerlich, aber wir sollten damit einen realistischen Umgang finden.
Als ich 1994 die Rekrutenschule machte, war der Bedeutungsverlust der Armee in der Gesellschaft im freien Fall. Auf den Zusammenbruch der Sowjetunion folgte der Siegeszug der Pazifisten, Militär wurde als vorgestrig wahrgenommen und nicht selten unter Rechtsaussen-Verdacht gestellt. Bis heute ist dies spürbar, und es erklärt einen Teil der Lücken in Bestand und Fähigkeitsprofil der Armee.
Die gewaltsamen Entwicklungen auf internationaler Ebene führen uns die eigene Schwäche jetzt auf traurige und beunruhigende Weise vor Augen. Mit ersten Finanzbeschlüssen hat das Bundesparlament einen Kurswechsel eingeleitet. Dieser kann aber nur nachhaltig zu einer Verbesserung unserer Sicherheit führen, wenn wir im Zivilen das Militärische wieder ernst nehmen.
Dafür müssen wir uns vom antimilitaristischen Reflex befreien. Es geht nicht um die Panzerschlacht im Rheintal und auch nicht um den Offiziersdolch im CEO-Office, sondern um mehr Wachheit für die modernen Gefahren und um angemessene Mittel gegen Cyberangriffe, Sabotageakte und Terroranschläge. Leider alles Dinge, über die in den Medien heute auch aus nicht-kriegführenden Ländern Europas täglich berichtet wird.
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Foto: Kanton BS